Nur wenige Kilometer nachdem wir Las Vegas verlassen haben, ist plötzlich Wüste. Der Übergang ist so abrupt und man befindet sich in einer ganz anderen Welt. Erst durchfährt man steppenartige Landschaften, dann wird es auf einmal sehr hügelig und man sieht diese lustigen Elefantenfelsen an sich vorbeiziehen. Aber spannend wird es eigentlich erst, wenn man den Kern des Death Valleys erreicht. Ebenen weit unter dem Meeresspiegel und die brennende Sonne lassen alles so hell erscheinen, dass man den Horizont manchmal gar nicht mehr erkennen kann. Wasser dringt durch den Boden an die Oberfläche und verdunstet sofort. Übrig bleiben riesige Felder mit verkrustetem Salz. Weißes, glitzerndes Salz. So genial.
Es ist wahnsinnig heiß, auch jetzt noch Mitte Oktober. Manchmal stehen Hinweisschilder an den Wanderpfaden, die unbedingt davor warnen, niemals das Auto ohne Wasser zu verlassen. Ok ok. Gut, dass wir zuvor schön die 24 pfandfreien Plastikwasserflaschen aus dem Walmart mitgenommen haben. Das Death Valley ist so surreal. Wie alles andere was wir auf der Reise noch erleben werden. Generell gibt es, was ich bisher so je gesehen habe, nichts Vergleichbares. Man kann zwar nicht wirklich viel anderes machen, als durch das Valley fahren und hier und dort anzuhalten. Aber allein das ist es wert.
Vielleicht vergebe ich ab jetzt Sterne, und Death Valley bekommt vier. (Von fünf, aber das ist klar. Zehn-Sterne-Skalen sind albern.)
Die Sonne geht auch hier schnell unter und so müssen wir uns beeilen. Es sind noch gut zwei Stunden zu unserer nächsten Übernachtungsmöglichkeit. Bishop ist wahrscheinlich das typische Touristenkaff, in der es nur Motels und Fast Food Läden gibt. Weit und breit gibt es keine Städte und es liegt so gut zwischen den Nationalparks. So bleibt uns einfach nichts anderes übrig. Das Motel ist das Schlechteste auf unserer Reise. 1. Etage, nachts unfassbar kalt und ein grausames Plastikgeschirrfrühstück. Aber auch das haken wir ab und machen uns am nächsten Tag auf in den Yosemite Nationalpark.
Eine Woche vor unserem Abflug hat sich die amerikanische Regierung bekanntlich entschlossen alle staatlichen Einrichtungen mehr oder weniger zu schließen. Insbesondere sollten alle Nationalparks geschlossen bleiben. Was blöd für uns war, da wir eigentlich die Reise hauptsächlich wegen der Nationalparks machten. Ich war schon ziemlich sehr wütend und hoffte jeden Tag, dass dieser Shutdown so schnell wie möglich vorüber gehen wird. Das Death Valley war zwar eigentlich auch ein Nationalpark, man konnte dort aber problemlos durchfahren und es gab bis auf einen kleinen Zettel keine Einschränkungen.
Anders hingegen sah es am nächsten Tag im Yosemite aus. Dieser Nationalpark ist infrastrukturell gut ausgebaut. Überall gibt es Wanderwege, Campingplätze, Bistros und natürlich viele Ranger, die einen retten, wenn man von einem wilden Bären angefallen wird. All dies blieb nun geschlossen. Zu unserem großen Glück jedoch, durften wir den sogenannten Tioga-Pass durchfahren. Das ist eigentlich die wichtigste Verbindung durch den Park und man sieht schon sehr viel von den unglaublichen Schönheiten des Parks.
Am Eingang wurden wir darauf hingewiesen, dass man ja auf gar keinen Fall stehen bleiben oder wandern dürfe. Was natürlich niemand kontrollieren kann, weil sich ja gar kein Ranger mehr im Park aufhält. Also haben wir natürlich trotzdem angehalten (und wenn die NSA das jetzt hier liest: Sorry!). Wir konnten uns einfach diese phantastische Landschaft nicht entgehen lassen. Auf den Bergen lag noch ganz viel Schnee, was lustig ist, wenn man einen Tag zuvor im Death Valley war. Dann fährt man durch viele dichte Wälder über hunderte Hügel und mittendrin sieht man kleine und große Waldseen, die von der Sonne angestrahlt so schön glänzten. Dann geht es die Berge hinauf und man hat einen tollen Blick den Abhang hinunter oder man fährt ins Tal und sieht hoch hinauf auf die prächtigen Felsenformationen. Leider wurde uns dann doch der Blick auf den Half Dome verwehrt, weil ein allerletzter Sheriff die Zufahrtsstraße dort hin blockierte. Uns so blieb uns nur der El Captain. Aber auch ganz hübsch.
Yosemite Nationalpark: Vier Sterne.
Der Weg hinaus aus dem Park führte uns noch vorbei an jenem Gebiet, welches ein paar Wochen zuvor noch in lodernden Flammen stand. Überall sehen wir kohlrabenschwarze, abgeknickte, tote Bäume und dieses grüne Löschmittelzeugs. Fast eine halbe Stunde geht das so. Man kann sich gar nicht vorstellen, welch riesiges Gebiet da zerstört worden ist und wie lange es dauert, bis da wieder was wächst.
Irgendwann haben wir den Park hinter uns gelassen und von dort aus sind es nur noch zwei Stunden bis San Francisco.
11.10.13 – 12.10.13
Categories: USA
[…] Madlens Roadtrip – Teil 2 […]