Drachenjagd am Ende der Welt
Ich sah irgendwann mal eine Dokumentation zu Echsen und Waranen und was mir im Gedächtnis blieb, waren die Komodowarane, die größten lebenden Echsen der Erde. Offenbar waren sie so gefährlich, dass auch schon mal Menschen gefressen wurden. Das passte auch zu meiner Erinnerung an den James Bond Film Skyfall, in der diese Tiere auf Mr. Bonds Tod warteten.
Was diese Warane zusätzlich besonders macht, ist die Tatsache, dass sie nur auf einer kleinen Inselgruppe im indischen Ozean auf natürlicher Weise vorkommen und leben. Eine Inselgruppe namens Komodo Islands, die zu Indonesien gehört und damit prädestiniert war, auf unserer Reise erkundet zu werden. (Platz 2 auf meiner Must-Do Liste)
Die Komodo Islands liegen vor Flores, 500 km weiter östlich von Bali. Mit einem Boot kann man gerne mal drei Tage dorthin unterwegs sein. Mit dem Flugzeug ist man in einer Stunde in Labuan Bajo, einer der wenigen Städte auf Flores. Hier merkt man sofort den krassen Unterschied in der Bevölkerungsdichte. Während auf Java noch etwa 1000 Menschen pro qkm leben, sind es hier nur knapp 100. Flores war einst eine portugiesische Kolonie, den Namen und die christliche Religion haben die Portugiesen mitgebracht.
Während des Fluges ziehen tausende kleinere und größere Inseln an einem vorbei. Wenige sind besiedelt, die meisten sind geprägt von riesigen Gebirgs- und Waldketten. Gefühlt befindet man sich am Ende der Welt, wenn man schließlich landet. Ein Fahrer holt uns am Flughafen ab und bringt uns in unser Hotel für die nächsten vier Tage. Es liegt zwar direkt am Meer, aber wegen der Gezeiten kann man nicht schwimmen oder gar schnorcheln. Dort jedenfalls nicht.
Unser erstes Ziel aber waren sowieso die Komodo Islands. Unser Hotel organisierte uns ein Boot samt Kapitän, der uns um 4 Uhr morgens abholte und zum Hafen brachte. Es war stockfinster als wir das Boot betraten, doch den Sonnenaufgang auf See zu sehen, ist ungefähr wunderschön und dafür lohnt sich jedes frühe Aufstehen. Drei Stunden lang tuckert das kleine Motorboot vor sich hin, wieder ziehen diese Inseln an uns vorbei. Von unten sind sie noch beeindruckender. Die Berge sehen aus wie moosbewachsene Elefantenbeine.
An der größten der Inseln legen wir schließlich an. Die ganze Region ist Naturschutzgebiet und man darf hier nie allein durchlaufen, sondern immer nur in Begleitung eines Rangers. (Wegen der menschenfressenden Warane nämlich). Tatsächlich interessieren sich die Komodo Dragons, wie sie hier überall genannt werden, kaum für Menschen und sind eher scheu. Aber weil immer mal wieder ein Besucher verloren gegangen ist, hält sich der Mythos wohl.
Während der Führung durch einen winzigen Teil der Insel erzählt der Ranger natürlich allerhand Wissenswertes zu den Tieren und plaudert aus seinem Erlebnisschatz. Viele Warane sieht man dabei aber nicht und wenn doch liegen sie meist faul im Gebüsch herum. Dann denkt man sich, was der ganze Trubel soll, bis sie plötzlich aufstehen, ihre Zunge schnalzen und ihre vier krummen Beine in Bewegung setzen. Dann nämlich spürt man die Größe der Tiere und weiß, dass sie in wenigen Sekunden angesprintet kommen könnten. Beeindruckend in jedem Fall und tatsächlich haben sie irgendwie Ähnlichkeit mit Drachen.
Nach zwei Stunden fahren wir zur Nachbarinsel Rinca, auf der ebenfalls Warane leben. Sie sehen ein bisschen anders aus, aber nicht weniger beängstigend. Die Chance, welche zu sehen, ist hier etwas größer. Richtig aufregend wird es, wenn man einen kleinen Mini-Waran entdeckt, der torkelnd durchs Geäst rennt.
Zum Abschluss können wir noch ausgiebig um die Inseln herum schnorcheln, unter anderem am Pink Beach, der wegen rosafarbener Korallenreste ein bisschen eingefärbt wird. Dort zu schnorcheln ist wunderschön. Endlich. Nach Bali und den Gilis war ich schon fast etwas enttäuscht, aber hier wurde ich für mein Warten belohnt! Tausendfarbige Korallen und Fische machten mich unendlich glücklich. Ich könnte stundenlang nur zugucken.
Am dritten Tag auf Flores charterte wir uns wieder ein Boot und ließen uns auf eine kleine unbewohnte Insel fahren. Der Kapitän legte an, ließ uns aussteigen und begann sein Nickerchen. Wir konnten hier bleiben so lange wir wollten, um die Insel herum schwimmen, schnorcheln, am Strand liegen und waren fast ganz allein auf dieser Insel. Wow.
Mit diesem Highlight schließt unsere Indonesien Reise 2016. Wir flogen am nächsten Tag über Bali wieder zurück nach Singapur und von dort wieder Richtung Heimat. Insgesamt war Indonesien und insbesondere Flores landschaftlich überwältigend. Vulkane, Traumstrände und dieses viele Grün überall.
Aber das Land ist auch sehr anstrengend. Das immerschwüle Klima, die vielen Menschen und der Transit zwischen zwei indonesischen Orten beanspruchen einen schon deutlich. Man weiß nie so richtig, wie man irgendwo hin kommt, wen man fragen kann oder wen besser nicht, wann man losfährt oder wann man ankommt. Es ist immer ein bisschen raten und hoffen dabei, dass alles gut geht. Aber das tat es ja. Und am Ende fliegen wir mit einem Lächeln und vielen wunderschönen Erinnerungen im Kopf nach Hause. Danke Indonesien!
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