Nach vier Tagen in New York sollte unser Roadtrip nun so richtig beginnen. Um 10 Uhr morgens holten wir unseren Mietwagen in Manhattan ab. Aufgrund der eisigen Temperaturen konnte die Mietstation den Wagen nicht mit Wasser reinigen, dementsprechend war es außen noch tadellos gekennzeichnet vom Vormieter. Aber das Auto sollte noch so einiges mehr an Schnee zu sehen bekommen. Wir drehten einfach die Heizung bis auf Anschlag hoch, ich stöpselte mein Telefon an, startete die Spotify-Playlist „East Coast Hustlin“ und ab ging unsere Fahrt.
Es war relativ unproblematisch aus Manhattan rauszufahren. Eine halbe Stunde später waren wir schon außerhalb der Stadtgrenzen. Dann über Mautstraßen und Highways durch Connecticut und Rhode Island. Es war ein herrlicher Montag. Blauer Himmel und überall schneebedeckte Wälder. Ein bisschen wie ich mir Kanada vorstelle. Das Außenthermometer sank und sank immer tiefer in die Minusgerade und wir spielten Hauptstädte raten – Amerika-Edition: Alle Bundesstaaten, durch die wir fahren würden und deren Hauptstädte. (New York: Albany, Connecticut: Hartford, Rhode Island: Providence, tbc.)
Vier Stunden Fahrt, einem beinahe im-Schnee-steckenbleiben und beinahe-von-einem-Bus-gerammt-werden später erreichten wir die kleine Halbinsel Cape Cod, die sich wie ein Angelhaken an Massachusetts‘ Küste klemmt. Ziel wäre es eigentlich gewesen bis ganz an das östlichste Ende zu fahren, denn im Sommer sind die Strände dort so wunderschön und einsam. Allerdings war es Februar, minus 18 Grad und die Sonne begann schon gegen vier Uhr unterzugehen. Es wäre also nicht nur dunkel, sondern auch eiskalt und windig. Daher blieben wir einfach in Sandwich und genossen die letzten Sonnenstrahlen am hiesigen Strand. Das tiefdunkelblaue Meer und die vereisten Steine waren trotz der Kälte atemberaubend.
Wir hatten für die Nacht ein ganzes Airbnb-Haus für uns allein, denn die Besitzerin war gerade in Florida (good for her). Das Haus war riesig, englisch-amerikanischer Stil, WLAN, eine kuschlig-warme Heizung und ein voller Kühlschrank. Fünf Sterne, gerne wieder. Doch schon am nächsten Tag ging es weiter nach Boston. Warum eigentlich Boston? Ausgerechnet.
Tja, als wir die Reise planten, war uns leider nicht bewusst, WIE kalt es dort im Februar sein würde. Da ich auf jeden Fall mal nach Boston wollte und sich die Gelegenheit hiermit ergeben hatte, wurde es Bestandteil dieses Roadtrips. Aber nun wäre ich tatsächlich nach New York lieber gen Süden gefahren und hätte doch auf Boston verzichtet. Diese Kälte war so unerträglich. Aber die Nächte in Cape Cod und Boston waren schon vorgebucht und so hieß es für uns eben: Augen zu und durch!
Wir wollten relativ außerhalb von Boston parken und dann mit der Bahn in die Stadt fahren. Natürlich war die Bahnlinie aufgrund des Schneesturms gesperrt, also ließen wir uns auf das sich androhende Parkchaos ein. Nach einer Stunde erfolgloser Suche standen wir irgendwo auf einem Supermarktplatz, von wo wir eine halbe Stunde zu einer Bushaltestelle liefen. Mit dem Bus ging es dann nach Boston Downtown. Ich war jetzt schon völlig fertig, meine Füße durchnässt, meine Hände fast erfroren.
Aber nichtsdestotrotz wollten wir den Freedom-Trail ablaufen, einer designierten Route durch die Stadt, die alle wichtigen Sehenswürdigkeiten abdeckt. Normalerweise ist der Pfad durch eine rot-blaue Linie auf dem Boden sehr gut zu erkennen. Bei drei Metern Schnee war es teilweise nicht mehr so einfach dem Weg zu folgen. Ein bisschen amerikanische Geschichte also, Liberty Hall und Freedom irgendwas, dazwischen immer mal wieder aufwärmen im Coffee Shop.
Es war schon ziemlich grenzwertig, weil ich irgendwann meine Füße nicht mehr spürte und jeder Schritt meine Schuhe weiter durchnässte. Aber auch das haben wir überstanden und als wir am Abend in unserer warmen Unterkunft saßen, mit dem wahnsinnig tollen Ausblick auf die Skyline, war schon fast wieder alles vergessen. Ich glaube, ich muss irgendwann noch einmal nach Boston. Ich tue der Stadt Unrecht, weil ich sie einfach nicht ausgiebig genießen konnte.
(Massachusetts: Boston, tbc.)
Categories: USA
Die Ostküste steht bei mir auch weit oben auf der To Do-Liste, deine Bilder und Berichte bestätigen das nur 🙂
Wie empfandest du die Kosten vor Ort?
Danke!
Kostentechnisch ist es etwas teurer als an der US-Westküste. Überraschenderweise waren die Unterkünfte im Norden günstiger als in Richtung Süden. Für NY, Washington & co. sind Airbnbs für mich auf jeden Fall die bessere Wahl.