Unsere Reise startete am Donnerstag um fünf Uhr morgens. Aufstehen, zum Flughafen fahren, Gepäck aufgeben, warten. Um 11 sollte unser Flugzeug nach Düsseldorf abfliegen, von wo wir dann weiter nach New York fliegen sollten. Aber erst wurde der Abflug verschoben, dann schließlich komplett gestrichen. Technische Probleme an der Maschine. Also raus aus dem Security Bereich und zurück zum airberlin Check-in Schalter in die Schlange stellen. Unser Anschlussflieger in Düsseldorf war damit natürlich nicht mehr zu erreichen. Man bot uns als einzige Alternative einen AirFrance-Flug über Paris nach NY an. Abflug 16 Uhr. Damit würden wir sechs Stunden später als geplant in New York ankommen. Aber was soll’s?
Also holen wir unsere Koffer vom Gepäckband ab und checken es wieder bei AirFrance ein. Dann erneutes Warten. Mit Verspätung landen wir schließlich in Paris, rennen wie verrückt durchs Terminal und kommen noch gerade rechtzeitig zum Boarden unseres Fluges nach New York. Wegen Fluglotsenstreik in Paris stehen wir noch eine Stunde auf dem Rollfeld herum bis wir schließlich um 22:30 Uhr Ortszeit in New York landen. Acht Stunden Verspätung, yeah!
(Für so etwas gibt es aber eine gute Entschädigung.)
Vom JFK Flughafen nehmen wir den Skytrain zur Jamaika-Station und anschließend die J-Line Richtung Downtown. Vierzig Minuten später, also irgendwann nach Mitternacht, steigen wir an der Marcy Ave in Brooklyn aus. Bei minus 10 Grad ziehen wir unsere beiden Koffer durch den Schnee. Es ist ein wahnsinnig kalt und dunkel und die Straßen sind fast menschenleer. Und inmitten zwei Deutsche mit ihren Koffern. Wir erreichen unsere Airbnb Wohnung in Williamsburg und schließen mit unseren erfrorenen Fingern die Tür auf. Es ist niemand da, oder alle schlafen schon. Aber wir sind auch ganz glücklich, jetzt nicht mit jemandem reden zu müssen. Todmüde fallen wir ins Bett und schlafen bis zum nächsten Morgen aus. Also bis sechs Uhr. Dann sind wir wieder hellwach. Jetlag hellyeah.
Ich war zuvor erst einmal in New York, damals als ich nämlich nach dem Abi für ein Jahr nach Amerika zog. Bevor ich zu meinen Gasteltern nach Chicago durfte, absolvierten ich und hundert andere AuPairs aus aller Welt einen Workshop in New York. Was war das jetzt für ein merkwürdiges Gefühl wieder dieses YMCA am Central Park zu betreten, wo wir damals untergebracht wurden. Wieder an dem Straßenschild an der Ecke 63th und Broadway zu stehen, von dem es noch ein altes Foto gibt. An mehr erinnere ich mich von damals gar nicht. Ich war stattdessen viel aufgeregter ein Jahr von zu Hause weg zu sein und meine Gastfamilie kennenzulernen, dass mich New York fast gar nicht interessiert hatte. Aber dieses Mal war ich viel neugieriger und freute mich auf die Stadt.
Am ersten Tag liefen wir 26.000 Schritte durch Manhattan, vom Times Square zum Empire State Building zum Flatiron und wieder hoch zum Central Park bis zum Guggenheim Museum. Wie befürchtet war es unglaublich kalt, so dass wir den Nachmittag dann im kuscheligen MoMA verbrachten und uns mit Kunst aufwärmten. Zufälligerweise ist der Eintritt dort freitags ab 18 Uhr frei. Nach einem sehr guten Dinner beim Inder fuhren wir uns zurück nach Williamsburg, wo wir ganz schnell gejetlaggt ins Bett fielen.
Der zweite Tag begann natürlich wieder früh, aber dieses Mal auch zu Recht. Denn schließlich hatten wir heute Großes vor. Wir fuhren zum Battery Park in Manhattan, frühstückten French Toast und fuhren dann mit dem Boot nach Liberty Island zur Freiheitsstatue. Ja, ich weiß, dass die Staten Island Ferry kostengünstig an der Statue vorbeifährt und man einen genauso coolen Blick auf New York bekommt. Aber irgendwo steht, dass man in seinem Leben mal die zweihundertfünfundsiebzig Stufen in der Statue nach oben zur Krone gelaufen sein sollte. Und was kann ich sagen: Es lohnt sich auf jeden Fall! Es ist ein wahnsinnig cooler Anblick, wenn man im Inneren von unten nach oben hinauf schaut, wenn man dann die sehr enge und sehr dunkle Wendeltreppe hinaufsteigt und wenn man schließlich oben in diesem winzigen Raum in der Krone angekommen ist. Die Fenster sind ebenfalls winzig, aber der Blick auf Manhattan ist wahnsinnig cool!
Das Museum unten im Sockel ist übrigens auch äußerst spannend und das ist ja bei Sehenswürdigkeitsmuseen nicht immer der Fall.
Mit dem nächsten Boot geht es rüber zur Nachbarinsel Ellis Island, die bekanntermaßen lange Zeit die erste Station für alle Einwanderer der USA gewesen war. Das Museumsgebäude ist riesig und sehr fotogen. Die vielen Räume mit den unzähligen Augenzeugengeschichten sind für mich aber weniger spannend. Ich will viel lieber wieder nach Manhattan.
Also fahren wir zurück und gehen im Shake Shack Mittagessen. Und ja, der Hype darum ist gerechtfertigt! Der Verdauungsspaziergang führt uns durch Lower Manhattan, vorbei am 9/11 Memorial über die Wall Street zur Brooklyn Bridge. Und gerade als wir die ersten Meter über die Brücke gehen, beginnt es kräftig zu schneien. Dicke Flocken und starker Wind wehen uns ins Gesicht. Aber wir bleiben stark und laufen den ganzen Weg hinüber nach Brooklyn.
Dort nehmen wir die Subway zurück nach Manhattan und begeben uns zum Chelsea Market, einer super coolen Markthalle, welche früher eine Keksfabrik war, in der die Oreos erfunden wurden. Dort gibt es wirklich jede kulinarische Köstlichkeit, aber wir entschließen uns woanders Abend zu essen. Dass gerade Valentinstag war, hatten wir ehrlich völlig vergessen, daher waren alle Restaurants fast komplett mit Pärchen ausgebucht, was schließlich auch dazu führte, dass wir ein schreckliches Valentines-Menü nehmen mussten, das hundert Millionen Dollar kostete. Aber das ist eine andere Geschichte.
Schließlich liefen wir noch auf der menschenleeren High-Line entlang, einer ehemaligen Hochbahntrasse für Güterzüge, die mittlerweile zu einem ziemlich hübschen Park umgebaut wurde. Tagsüber bei Sonnenschein bestimmt super hipsterig, nachts bei beleuchtetem Schnee und merkwürdiger Stille der für mich schönste Ort in ganz New York! Und damit hatte ich mich schon am zweiten Tag in diese Stadt verliebt.
Categories: USA
Die Bilder sehen toll aus, scheint eine tolle Reise gewesen zu sein, trotz des überteuerten Valentinstagsessen 😉