Wenn ich Schottland mit einem Wort charakterisieren müsste, dann wäre das „Seen“. Erst die nächsten Wörter wären „Highlands“ und „Whiskey“. Aber die Seen in Schottland sind nicht nur aufgrund ihrer Anzahl so prägnant, sondern auch wegen ihrer Größe. Die vielen Lochs und Lakes ziehen sich über hunderte Kilometer in die Länge. An ihnen unbemerkt vorbeizukommen ist fast unmöglich. Das Wasser ist tief und dunkel. Im Hintergrund erstrecken sich Hügel- oder Berglandschaften, aus denen Bäche die Seen speisen. An Wasser mangelt es nicht in Schottland.
Und doch boten die Highlands den wohl schönsten Anblick während der gesamten Reise. Wir waren gar nicht wirklich tief in den Highlands, sondern eher in deren Ausläufern. Nichtsdestotrotz konnte man erahnen, welch atemberaubende Landschaft das ist. Diese Stille, diese Farben, dieses Licht. Selbst die immerkühle Luft passt perfekt hier hinein. Man vermisst die Sonne nicht einmal.
Wir fahren vom Südwesten Schottlands nach Norden. Am Loch Ness vorbei, machen obligatorische Fotos, halten nach dem Monster Ausschau und drehen höchst professionelle Videos mit der GoPro. Am nördlichsten Punkt blicken wir kurz auf das Meer und verabschieden uns dann wieder zurück ins Festland. Wir verbringen zwei Nächte in Aberfeldy, einer kleinen Stadt am Fuße des Cairngorms Nationalparks, in der es natürlich auch eine Whiskey Destillerie gibt. Dewar’s nämlich.
Wir planten ja irgendeine Art von „Whiskey-Tour“ zu machen. Oder zumindest eine Destillerie zu besichtigen, etwas über Whiskey zu erfahren und natürlich haufenweise Schlückchen davon zu trinken. So oder so ähnlich kam es dann auch. Um zehn Uhr morgens verkosteten wir zwei edle Tropfen nachdem wir das Museum und das „Werk“ angeschaut hatten. Ich kenne jetzt den Unterschied zwischen Scotch und Bourbon, zwischen Single Malt und Blended, zwischen westschottischem und ostschottischem Whiskey. Und der schönste Fakt kommt jetzt: Ein amerikanischer Bourbon darf in keinem Fass gelagert werden, das vorher schon benutzt wurde. Ein schottischer Whiskey muss in einem Fass gelagert werden, das vorher schon benutzt wurde. Ratet mal, was mit den amerikanischen Bourbon-Fässern nach der Lagerung passiert. Genial.
Am nächsten Tag durchqueren wir die Landschaft bis hin zur Ostküste nach Aberdeen. Wir werfen Steine ins Meer in Stonehaven und schauen uns die Golfplätze von St. Andrews an.
Schließlich machen wir uns auf nach Edinburgh und genießen dieses wunderbare Flair der Stadt. Diese historische Architektur vermischt mit nur ein ganz klein wenig Moderne und vielen hübschen jungen Menschen. Ganz anders irgendwie als in Glasgow, das uns zu aufpoliert erschien. Edinburgh war absolut entspannend und pittoresque. Genau wie unsere Airbnb Unterkunft in dieser Nacht. Eine Stadtvilla außerhalb der Stadt mit einem wunderschönen Zimmer im englischen (sorry, schottischen) Stil.
Der letzte Tag in Schottland war natürlich verregnet. So verregnet, dass das Hermitage Castle an der Grenze von Schottland zu England geschlossen blieb. Die Burg gehört zu den Überresten des historischen Grenzgebietes, welches damals Schauplatz zahlreicher blutiger Kämpfe zwischen den beiden Nationen war. Nichtsdestotrotz konnte man auf das Gelände hinauf und das schaurige Castle zumindest von außen begutachten. Wir rannten zweimal um die Burg herum und scheuchten die nassen Schafe auf. Und kurze Zeit später saßen wir wieder im trockenen Auto und überquerten die englische Grenze. Goodbye Scotland, you’ve been great!
29.07.14 – 01.08.14
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