Ich habe mich schon nach zwei Stunden in San Diego verliebt. Welch wundervolle Stadt. Es trug ein bisschen dazu bei, dass wir in LA einfach nur dem Verkehrschaos entkommen wollten und San Diego so ganz anders und entspannt war. Alles war etwas kleiner, ruhiger und hübscher.
Unsere Airbnb Wohnung lag am Rand des berühmten Balboa-Parks in einer süßen kleinen surburbanartigen Nachbarschaft. Unsere Gastgeber begrüßten uns mit echtem San Diego Bier und verwiesen uns gleich auf die besten Pubs in der Nähe. Außerdem gaben sie uns noch zwei Fahrräder in die Hand, was wirklich die beste Idee für San Diego ist. Klar kann man in Amerika immer gut und fast immer kostenlos mit dem Auto parken, aber ein Bike ist perfekt, um auch mal ganz flexibel die Stadt zu erkunden.
Das phantastische Gaslamp Quarter erinnerte mich an irgendein hippes Viertel in Berlin/einer Stadt eurer Wahl. Bars, Cafés, Restaurants, Pubs und ein Fußgängerweg, auf dem ganz viele Fußgänger unterwegs waren. Mehr noch als Autos auf der Straße. Wow. Und die Fußgänger waren junge, gutaussehende und entspannte Menschen. Man will sofort hier leben und mit ihnen San Diego Biere trinken.
Und da hat man ja noch gar nicht den Strand von San Diego gesehen. Ich weiß nicht, ob ich je einen schöneren sah. Der Sand ist so fein und fast weiß, das Wasser hört nicht auf zu glitzern, und im Hintergrund positionieren sich Palmen, Boote oder Surfer wie arrangiert ins Bild.
Der letzte Tag in San Diego sollte auch der letzte auf dieser Reise sein, an dem wir das Meer sehen würden. Und dies haben wir noch einmal richtig genossen. Obwohl das Wasser immernoch total kalt war, ließen wir es uns nicht nehmen, hineinzuspringen. Die Wellen und die Sonne entschädigten für alles.
San Diego: Vier Sterne
Der Government Shutdown war mittlerweile vorbei und so konnten wir all die noch vor uns liegenden Nationalparks unbeschwert genießen. Der Joshua Tree Nationalpark liegt ein paar hundert Kilometer nordöstlich von San Diego und sollte unsere nächste Station werden. Der Park hat seinen Namen von den dort vorkommenden Bäumen. Sie sehen ein bisschen lustig aus, wie zerfledderte und zerfetzte Palmen. Daneben bietet der Park aber auch viele Gesteinsformationen, die mal aussehen wie Elefanten, Totenköpfe oder Brücken. Man kann sehr gut die designierten Pfade abwandern, geht nicht verloren und hat das Gefühl nicht einfach nur mit dem Auto durchgefahren zu sein.
Also wandern wir ein bisschen, klettern die Steine hinauf und wieder herunter und ich lasse mich von den Cholla Kakteen stechen, lese dann panisch, dass ein berühmter Mann mal gesagt hätte, Cholla Kakteen wären böse und hätten überhaupt keinen Nutzen, und checke dann alle zwei Minuten, ob der Stich eventuell Gift in meinen Körper pumpte und mich tot umfallen ließe. Dies geschah nicht.
Erinnert ihr euch noch an die Geschichte mit der Tarantula? Jetzt ist es soweit.
Nachdem wir also alles Wichtige im Joshua Tree Park gesehen zu haben schienen, beschlossen wir uns auf den Weg nach Laughlin in Nevada zu machen, wo wir unser Hotel für diese Nacht gebucht hatten. Nach Laughlin waren es aber noch etwa 300 km in nördlicher Richtung. Die einzigen Straßen rein und raus aus dem Park befanden sich im Nordwesten, im Norden und im Süden. Der Nordausgang war aber leider gesperrt, vom nordwestlichen waren wir schon hineingefahren und der südliche hätte einen sehr großen Umweg bedeutet. Auf der Karte war aber noch ein weiterer Weg nach Norden eingezeichnet, allerdings markiert als „Four-Wheel-Road“.
Nun denn. Wir hatten einen Jeep, und der hatte ja vier Räder. Also wäre es doch kein Problem diesen Weg zu fahren, dachten wir uns. Wir bogen also irgendwann gegen 15 Uhr auf die „Old Dale Road“ ab und sofort befanden wir uns auf einem sanddünenartigen Weg wieder. Stellenweise mit vielen Dips, rutschten wir mehr oder weniger den Pfad entlang. Laut eigener Berechnung würden wir es in einer knappen Stunde aus diesem Park geschafft haben. Das bisschen Sand konnte uns nichts anhaben.
So fuhren wir also 20 Kilometer durch tiefen Sand über Hügel und Kurven. Dann plötzlich erreichten wir die Grenze der Colorada Wüste zur Mojave Wüste und damit änderte sich die Beschaffenheit des Weges von einer Sekunde auf die andere. Statt Sand gab es Geröll, Steine, Granit, Felsen und eine ordentliche Steigung die Berge hinauf.
Wir hielten an. Schauten geschockt auf den vor uns liegenden Streckenabschnitt. Unglaubwürdig blickten wir zurück. Sind wir falsch abgebogen? Dies kann unmöglich die richtige Straße sein. Dies kann auf GAR KEINEN FALL die richtige Straße sein. Doch das war sie. Und es gab kein Zurück, denn dann wären wir umsonst soweit hierher gefahren und müssten doch den Südausgang nehmen und das würde ewig dauern. Also beschlossen wir, dass unser Auto das schon schafft und die Straße bestimmt danach besser werden würde.
Doch das wurde sie nicht. Wir fuhren ein paar Meter mit Schrittgeschwindigkeit und unser Auto wackelte und tänzelte wie ein verrücktes Pferd herum. Die riesigen Steine sorgten dafür, dass das Auto auch mal einen Neigungswinkel von 40 Grad aushalten musste. Und jede Sekunde befürchteten wir, dass entweder ein Reifen platzt oder der Unterboden aufgeschlitzt wird.
Mittlerweile war es fast halb fünf und es begann zu dämmern. Würden wir nicht bald hier weg kommen, wäre es stockfinster. Wir wären allein an irgendeinem menschenleeren Ort ohne Handyempfang. Wir könnten weder weiter noch zurück. Wir müssten in diesem Park übernachten, im Auto. Haben wir noch genügend Benzin, um die Heizung anzulassen? Haben wir noch genügend Wasser und Essen? Ein wenig panisch beschlossen wir, so schnell wie möglich umzukehren. Nur raus aus diesem Park, zur Not auch mit Umweg. Leichter gesagt als getan, da die Spur teilweise so eng war, dass man überhaupt nicht wenden konnte. Irgendwie manövrierte Simon uns aus der Steinhölle zurück auf die Sandstraße. Fast geschafft. Mit der doppelten Geschwindigkeit als auf dem Hinweg rasten wir hindurch. Und dann tauchte da plötzlich diese Tarantula auf. Ein schwarzes haariges Etwas krabbelte vor uns über den Weg. Gerade noch konnten wir ausweichen. Haben wir da gerade eine echte Riesenspinne gesehen? Der Puls raste. Was ist das nur für ein Wahnsinnspark? Es ist 17 Uhr und die Sonne verschwindet hinterm Horizont. Wir erreichen die Kreuzung zur richtigen Straße. Endlich.
Nach weiteren drei Stunden durch die tiefste Finsternis von Kalifornien erreichen wir Laughlin. Das Las Vegas für Arme, oder so. Unser Hotel ist ein typisches Casinohotel, aber wir haben gar kein Auge dafür. Noch immer sehen wir die Felsbrocken vor uns und natürlich diese Spinne. Der Puls rast weiter. Was für ein Park, was für ein Tag.
Joshua Tree Nationalpark: Drei Sterne
19.10.13 – 21.10.13
Categories: USA
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