Morgens saßen wir am Frühstückstisch und planten unseren Tagesverlauf. Mittags fanden wir uns auf einer drei Meter breiten Serpentinenstraße wieder, Reisebusse zwängten sich zwischen unseren Mietwagen und dem 700 Meter tiefen Abgrund. Abends lasen wir auf wikipedia, dass wir auf den höchsten Bergen Mallorcas unterwegs gewesen waren. Während wir uns noch fragten, wer um Himmels Willen diese Straße gebaut haben könnte und vor allem wozu, erfuhren wir aus der Internet-Enzyklopädie, dass der Grund für den Bau bis heute ungeklärt ist.
Ich mag das Wort „Serpentine“. Es klingt ein bisschen altklug, aber irgendwie auch niedlich. Es verharmlost in jedem Fall, wie dramatisch solche Haarnadelkurven sein können. Vor allem, wenn die Straße keinen Mittelstreifen und keine Leitplanken hat, sondern stattdessen nur von hohen Felsen auf der einen und dem tiefen Fall auf der anderen Seite begrenzt wird.
Irgendwann erreichen wir das Ziel dieser Straße. Sa Calobra. Ein hundert Seelen Fischerdorf an der nördlichen Westküste. Dafür die ganze Mühe? Dafür hat man dem Tod ins Auge geblickt? Dafür hat man unendlich viel Benzin verbraucht? Nagut. Die kleine Bucht, in der sich das Meer zu gewaltigen Wellen bricht und die Sonnenstrahlen das Wasser türkis färben, ist ein wenig wunderschön. Aber dann realisieren wir, dass es nur zwei Möglichkeiten gibt, von hier wegzukommen. Mit dem Schiff nach Soller. Was schwierig ist, wenn man mit dem Auto da ist. Oder eben wieder auf der gleichen Straße zurück. Die Sonne brennt, wir haben nichts gegessen, überall sind Touristen, die mit den Bussen hergekarrt wurden. Wir kaufen uns eine überteuerte Fanta vom Automaten, bezahlen die überteuerten Parkgebühren und machen uns davon.
In einer Woche fuhren wir über tausend Kilometer. Norden, Osten, Süden, Westen. Küsten, Strände, rauhe See, seichte Buchten, Häfen und viele, viele enge Gassen. Die Wahl, einen mittelgroßen Kleinwagen zu mieten erwies sich als nicht so klug. Ein kleiner Kleinwagen hätte uns sicherlich lässiger durch die Straßen ziehen lassen. Den schönsten Ort können wir am Ende gar nicht bestimmen. Entweder war es die kleine Badestelle auf den Felsgesteinen in Cala Ratjada, in der man durch das glasklare Wasser drei Meter tief schauen konnte, mit den kleinen Fischen darin. Ganz ohne Strand, einfach von Felsen hineinspringen. Oder die überaus abgelegene Bucht in der Nähe von Porto Cristo, die wir per Satellitenmodus auf Google Maps* entdeckten und nur über ein halbverschlossenes Metalltor und Schotterpfade erreichen konnten. Oder waren es doch die faszinierenden Berge im Nordosten, hinter denen man manchmal das Meer hervorblinzeln sah.
In jedem Fall ist Mallorca weitaus schöner, als der Ruf. Das sagt ja auch jeder. Und man kann Mallorca ganz spanisch erleben, wenn man denn möchte. Wir mochten. Und das Sahnehäubchen unserer Reise war die Finca, in der wir sieben Tage lang schliefen. Moderne Einrichtung mit einem angeberischem Swimming-Pool und einer Postkarten-Aussicht von der Terrasse. Es gibt nichts an diesem Urlaub zu kritisieren. Nicht mal den einen Tag voller Regen.
*Ja, Google. Ich erspare mir Kommentare zur iOS Maps App.
Categories: Travel
Tags: Mallorca.
Die Serpentinen sind großartig – wir hatten damals eine Rundfahrt gebucht. Mit dem Bus durch, mit dem Schiff weiter nach Cap de Soller, und dort mit der Eisenbahn zurück zum Start. War toll. (Wenn ich auch sonst nichts Großartiges mit dieser Insel verbinde, habe es mir mit einem Hotelurlaub einfach versaut.)