Reformation der Kochrezepte

Ich koche sehr gerne. Wenn ich nicht gerade selbst-ausgedachte Gerichte zubereite, suche ich mir Anregungen und Ideen aus dem Internet oder diversen Kochbüchern. Dabei fällt mein erster Blick auf das Foto des Gerichts, dann auf den Namen und anschließend auf die Zutatenliste. Und da ist auch schon das Problem.

Die Zutaten sind für mich in erster Linie dazu da, um zu schauen, ob ich alles Benötigte da habe und was ich auf jeden Fall noch einkaufen müsste. Sie sollen mir einen schönen Überblick davon geben, was hauptsächlich in dem Essen enthalten ist, damit ich mir eine Vorstellung machen kann, wie aufwändig und umfangreich die Zubereitung wird. Wenn die Liste dann allerdings endlos lang ist und aus Dingen, wie 125 ml Wasser, eine Prise Salz, 30 g Butter, 200 ml Sahne, etc. besteht, dann hab ich eigentlich schon gar keine Lust mehr, das Rezept nachzukochen.

Es geht um mehrere Probleme. Zu allererst ist da die Anordnung der Inhaltsstoffe. Meist sind sie untereinander und, wenn man Glück hat, in chronologischer Reihenfolge aufgeschrieben. Es gibt dabei aber keine wirkliche Klarheit darüber, wie die Zutaten später in das Gericht eingehen. Keine Hierarchie.
Dabei gibt es doch sehr wohl Unterschiede. Wichtige Zutaten, die den Hauptbestandteil ausmachen, Dinge, die im Titel des Rezeptes stehen, sollten besonders hervorgehoben werden. Höchstwahrscheinlich wird man diese Sachen einkaufen müssen. Zumindest aber sollte man sicherstellen, dass sie vorhanden sind.
Dann gibt es Zutaten, die zwar dazugehören, aber die das Gericht nicht definieren. Gemüsebrühe, Parmesan, Sahne zum Beispiel. Man schaut, was man davon da hat, zur Not packt man noch eine Packung beim Einkaufen mit ein.
Und dann gibt es die zusätzlichen Inhaltsstoffen, wie Gewürze oder Zitronensaft. Je nachdem wie strikt man sich an das Rezept halten will, kann man die Dinge auch weglassen. Die Maßeinheiten dieser Kategorie sind sowieso sehr variabel. Und außerdem hat man alles bestimmt zu Hause. Die unterste Hierarchiestufe der Zutaten sind aber solche, die es gar nicht wert sind in der Liste aufzutauchen, weil sie in jedem normalen Haushalt vorhanden sind. Wasser, Salz, Pfeffer, Öl.

Das zweite Problem am ganzen Rezeptekonzept sind die Maßeinheiten. Ich bin ein bisschen angetan vom amerikanischen System, welches hauptsächlich die Einheit cups benutzt. Ein cup für alles. Gewichte und Flüssigkeiten werden durch eine einzige Volumeneinheit ersetzt. Das macht irgendwie auch Sinn. Man benötigt eben soviel Mehl, wie in eine Tasse reinpasst. Ist doch egal, wie viel das wiegt. Und wer besitzt schon eine Waage? Oder diese Messbecher mit den verschiedenen Angaben für allmögliche Stoffe, wie Puderzucker oder Speisestärke? Man normt einfach die Einheit ‚Tasse‘ auf sagen wir mal 250ml, und gibt von nun an alle anderen flüssigen, puderförmigen oder festen Stoffe in diesem Verhältnis an. Eine halbe Tasse ist dann soviel, wie eben in eine halbe Tasse passt.
Maßeinheiten sollten außerdem so überarbeitet werden, dass die Benutzung erleichtert wird. Gewichtangaben sollten sich auf eine genormte Packung oder Größe beziehen, mit der jeder etwas anfangen kann. Also statt 200g Schokolade lieber 2 Tafeln, statt 125g Butter lieber ½ Packung, statt 80g Zucker lieber 4 Esslöffel schreiben. Das versteht und behält man doch viel besser.

Darum geht es ja auch. Ich will das Rezept verstehen, es mir merken, damit ich es vielleicht noch ein weiteres Mal kochen kann. Wenn es aber so kompliziert und lang geschrieben ist, dann hab ich alles schnell wieder vergessen. Das Rezept soll auch eher eine Anregung sein, wie man das Gericht kochen könnte. Viele kochen doch sowieso nie exakt danach. Bei mir sind Maßangaben eher pi mal Daumen und meist lasse ich Zutaten weg, die ich nicht mag und ersetze sie durch andere. Deshalb ist es wichtig, dass die Zubereitungsbeschreibung einfache und kurze Sätze hat. Ich will beim ersten schnellen Durchlesen sofort grob wissen, worum es geht. Ich will mir das Rezept nicht ausdrucken und hunderttausendmal während des Kochvorgangs darauf schauen müssen. Zutaten sollten im Text hervorgehoben sein, damit ich sofort sehe, was als nächstes zu tun ist.
Die genauen Maßeinheiten derjenigen Zutaten, die nicht als Ganzes in das Rezept eingehen, sondern zum Beispiel durch Teelöffel oder Literangaben gekennzeichnet sind, sollen erst hier in der Beschreibung des Rezepts auftauchen. Wenn im achten Satz nämlich steht: „Wasser, Zucker, Mehl, Butter miteinander vermischen.“ dann muss ich bei jeder Zutat nochmal nach oben auf die Inhaltsliste schauen, wie viel von jedem Stoff ich genau benötige. Das ist blöd und dauert ewig. Stattdessen schreibt man die Angaben in die Zubereitung. Das ist auch insofern sinnvoll, als dass es mir am Anfang nichts bringt, zu wissen, dass ich 100ml Wasser benötige.

Vielleicht kann man noch andere Aspekte verändern. Vielleicht bin ich zu anspruchsvoll. Aber vielleicht habe ich ja manchen Rezepteherstellern einen kleinen Denkanstoß gegeben. So ungefähr stelle ich mir das vor:

Süßkartoffel Risotto

Hauptzutaten Nebenzutaten Gewürze/Sonstiges
1 Süßkartoffel Gemüsebrühe Ingwer
1 Tasse Risottoreis Parmesan Zitronensaft
Erdnussbutter

Olivenöl in einem Topf erhitzen und Zwiebel darin anschwitzen.
Geschälte und gewürfelte Süßkartoffel und etwas Ingwer dazu geben und kurz mit anbraten.
Reis einrühren und mit Gemüsebrühe ablöschen.
Köcheln lassen, bis die Flüssigkeit fast vollständig aufgenommen wurde, dann mehr Brühe zugeben.
So weiter fortfahren, bis der Reis und die Kartoffeln gar sind.
Zum Schluss Parmesankäse einrühren und mit etwas Salz und Zitronensaft abschmecken.
Nach Belieben 2 Teelöffel geschmolzene Erdnussbutter hinein mischen.

Categories: Food

9 Gedanken zu “Reformation der Kochrezepte

  • Paar gute Argumente, die du da bringst.

    Wobei ich sagen muss, dass ich persönlich genaue Angaben besser finde. Liegt vermutlich daran, weil ich schon oft Rezepte probiert habe, wo es darauf ankam, recht genau zu sein. Wenn man das natürlich alles etwas lockerer nimmt, dann ist das was anderes. Dann ist es auch egal, ob die Tasse, die man zu Hause hat, auch der Definition von „Tasse“ entspricht.

    Als ich deine Vorstellung eines Rezepts gesehen habe, viel mir direkt ein Buch ein, das in meinem Regal steht. Das gabs mal bei IKEA und heißt „365 Blitzrezepte“.

    http://d.pr/jwvH

    Ist natürlich noch nicht perfekt. Mir fehlt da wieder die Zutatenübersicht. Erst im Rezept die Zutaten und Mengen einzeln rauszulesen ist ziemlich nervig.

    • Gott … mir „fiel“ natürlich das Buch ein … peinlich! Kommt davon, wenn man schnell antworten will u_u

    • Genaue Angaben sind natürlich vollkommen ok. Allerdings sind sie am wichtigsten bei den Haupt- und Nebenzutaten. Dort sollten die Werte auch in der Zutatenliste stehen, damit ich sie als Einkaufsliste oder so verwenden kann.
      Aber bei den unwichtigeren Zutaten, die ich sowieso erst im Laufe des Kochens benötige, reicht mir die Angabe erst in der Beschreibung.
      Aber wahrscheinlich hast du recht, und jeder hat da seine eigenen Präferenzen. 🙂

  • Du sprichst mir aus der Seele danke! Auch einer der Gründe, warum ich so wenig koche, weil ich mir das eh nicht merken kann und wenn ich dinge wie „Asiatisches robaumöl“ lese ich mich frage: ist das jetzt wichtig oder kann ich das auch weglassen.
    Mach ein Kochbuch. Ich werds kaufen.

  • Bei deinem Rezept weißt du ja wie viel reinkommt, wenn du es aber das erste Mal kochst ist es schon verdammt praktisch wenn du weißt wie viel rein muss und wie viel du kaufen musst. Es ist halt die Menge die man ungefähr brauch, wie du schon sagst: Kaum einer kocht genau nach Rezept. Trotzdem ist das schon praktisch wie es so ist. Wenn du für mehrere kochen willst kannst du es einfach addieren. Schreibst du „zwei Tafeln Schokolade“ kann man wieder fragen, welche Größe an Tafeln? Die kleinen? Die normalen? Butterpackungsgrößen variieren auch manchmal. Manche legen sich aber auch die Zutaten vor dem Kochen alle zurecht. Das mache ich auch verdammt oft weil es praktisch ist und ich dann auch nicht schnell was übersehe oder vergesse. In deiner Theorie müsste ich mir erstmal das ganze Rezept durchlesen und analysieren. Ist halt nicht jeder Vollprofi oder so und manche messen halt auch das Mehl ab. Geht mir auch so, ich bin sehr schlecht im Schätzen und ob da jetzt Tasse oder die Gramm Anzahl steht ist mir im Prinzip egal. Außerdem variieren meine Tassen alle in ihrer Größe.

    Das erste Mal ist es gut das zu haben, wenn man sich das ungefähr merken kann, brauch man die Angaben nächstes Mal nicht mehr. Deck sie mit nem Blatt Papier zu oder so. 🙂

    • Ich versteh was du meinst. Wenn man sich alle Zutaten am Anfang zusammenlegen ist es wahrscheinlich umständlicher so. Vielleicht sollte meine Liste dann doch alle genauen Angaben beinhalten. Allerdings finde ich eine Trennung in Haupt-, Neben- und Sonstige Zutaten sinnvoll, um einen Überblick zu bekommen und eine Einkaufsliste daraus zu entwickeln.
      Was die Maße angeht: Klar gibt es bei Schokoladentafeln und Butterpackungen Unterschiede. Aber ich glaube, dass da die allgemein übliche Packungsgröße eine hinreichende Information darstellt.

  • Ich mag das Cup-System auch. Ich war lange erfolglos auf der Suche nach einem genormten Cup-cup, aber habe etwas anderes großartiges gefunden, Matrioschka-Messbecher: http://www.3dsupply.de/products/889-m-cups-messbecher-8/

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