Bibliotheken


Eigentlich sollte ich statt dieses Blogeintrages an meiner Hausarbeit zum Thema ‚Betriebliche Anwendungssysteme in der Logistik‘ schreiben. Das tue ich auch. Also, nicht jetzt in diesem Moment, aber vorher und hinterher, ihr versteht schon. Ich sitze in der Fachbibliothek der Juristischen Fakultät. Um mich herum sind äußerst lern- und schreibbegierige Studenten, die sich gern drei Stapel alter Bücher auf den Tisch legen. Das sieht cooler aus. Nämlich. Vermutlich lesen sie die Bücher gar nicht, sondern geben nur an. Auf meinem Arbeitsplatz befinden sich hingegen nur mein Laptop, ein Dutzend Papierzettel und eine Tüte lustiger essbarer Gummitiere, wobei es gar keine Tiere, sondern tropische Früchte sind.

Jedenfalls sitze ich hier, weil ich festgestellt habe, dass ich mich in Bibliotheken tatsächlich besser konzentrieren kann, als zu Hause. Und das war längst nicht immer so. Denn bisher habe ich diese notorischen Bibliothekslerner meist verachtet. Ich bildete mir ein, dass es zu Hause allein viel angenehmer sei. Dort hätte man alle Materialien, man könnte viel leichter auch mal eine Pause machen und müsse lärmtechnisch auf niemanden Rücksicht nehmen. Diese Stille in Bibliotheken ist zwar auf den ersten Blick sinnvoll, aber dieses ständige Aufpassen, dass man ja niemand anderen stört, nervt schon ein bisschen. Und wenn man mal ehrlich ist, es ist eigentlich noch nicht leise genug, um sich wirklich zu konzentrieren. Und so lernte ich bisher immer zu Hause, was prima klappte. Bis zum letzten Semester. Da waren plötzlich einfach viel zu viele Dinge, die mich vom Lernen oder Schreiben ablenkten und abhielten. Das Internet sowieso, aber auch andere Mitbewohner, der Fernseher und die Nähe zur Küche, in der man immer gerne geht, machten das Arbeiten nicht wirklich produktiv.

Und dann fing ich an in den PC Raum unserer Wirtschaftsbibliothek zu gehen. Dort waren auch andere Studenten, die mich mit ihrer scheinbaren Fleißigkeit unterbewusst dazu animierten, ebenfalls effektiv zu arbeiten. Aber dann kamen immer mehr Menschen in den Raum und benutzten die Computer, um auf Facebook und sonstwo herumzutrödeln. Oder sie redeten laut miteinander, was nicht schlimm ist, denn dort gibt es keine Absolute-Ruhe-Policy. Trotzdem zog ich deswegen um zu den Juristen. Die sind nämlich sehr strebsam und reden überhaupt nicht. Das einzige was man in der Bibliothek von ihnen vernimmt, ist die Windows-Startmelodie ihres Laptops. Wenn das passiert, sieht man allerdings hundert Köpfe aufblicken, die böse in die Richtung des Verursachers starren.

Übrigens sind nach eigener nicht-repräsentativer Recherche neunzig Prozent aller Fundsachen in Bibliotheken vergessene USB-Sticks. Wer hätte das gedacht.

Categories: Leben

5 Gedanken zu “Bibliotheken

  • Ich habs bisher noch nicht ausprobiert. Also in der Bib zu lernen. Ich gehe da generell nicht gerne hin. Habe mir bisher nur ein Buch dort ausgeliehen und dafür 20 Euro Jahresbeitrag bezahlt. u_u

  • Ihr müsst als Student Jahresbeiträge zahlen? Obwohl ihr in NRW eh schon Semesterdings bezahlen müsst. o.O
    Dann hätte ich wahrscheinlich auch keine Lust mehr.

  • Studiengebühren wurden in NRW ja nun abgeschafft. Aber da ich an der FH bin, muss ich für die Uni-Bib nochmal Beiträge bezahlen. Doof, ja.

  • Till

    Sehr vorteilhaft finde ich auch, dass einen die Bib zum Frühaufstehen ermuntert. Jedenfalls zur Klausurenphase, wenn alle Plätze im Lesesaal ab 8:30 belegt sind. Dann kann man sich auch erlauben, ab 17:00 Feierabend zu machen und hat nicht den ganzen Abend über das schlechte Gewissen, doch noch arbeiten zu müssen.

  • Ich habe letztes Semester versucht, eine meiner Seminararbeiten in der Bib zu schreiben, aber das war nicht wirklich hilfreich. Irgendwie macht mich diese Stille und das „leise-sein-müssen“ total unruhig. Da bleib ich lieber zu Hause und lass mich ablenken. Immerhin fühl ich mich dann wohl.

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