…Nee! Der ist doch voll Stockholm
Meine Ryanair Visa Electron Karte brachte mich letzte Woche für (fast) lau nach London. Ich muss zugeben, dass ich es bis dahin noch nicht geschafft habe in die englische Metropole zu reisen. Deshalb wollte ich meine Ignoranzlücke endlich schließen und flog für 31 Stunden zur Queen.
Ich hatte mir vorgenommen alle 12 must see’s meines kleinen Reiseführers in einem Tag abzuarbeiten und dabei noch den Flair der britischen Hauptstadt mitzunehmen. Nachdem Big Ben & co. abgehakt waren, blieb ausgiebig Zeit für ein Tee am Picadilly Circus (Touri-Alarm!), einem Walk auf der Millenium Bridge (Mode-Schaulaufen in seiner höchsten Perfektion!) und einem echten Guiness in einem echten englischen Pub mit echten Engländern.
Was mich am meisten beeindruckt hat, war wie anständig und verhalten die Briten waren. Keine Spur von englischen Backpacker-Trinkgelage à la Berliner Pub Crawl. Keine anstößigen dicken Britinnen im Antalya Urlaub, die sich hemmunglos an junge Türken heranschmeißen. Alle waren so freundlich und höflich. Selbst der Nachtbusfahrer, der um 2 Uhr im vollen Bus den schlecht-englisch sprechenden Touristen erklärt, an welcher Station sie aussteigen müssen.
Und ich muss echt sagen, dass mich der Fashion Style in London besonders fasziniert hat. Als ich eine zeitlang in Schweden lebte und diverse Male auch in Stockholm war, habe ich mich vom skandinavischen Klamottenstil beeinflussen lassen und mag die Mode deswegen sehr. Typisch dafür sind die engen Röhrenjeans, die Leggings in Kombination mit Rock und Stiefel, das Karo-Holzfällerhemd, das Longsleeve Shirt mit den Knöpfchen am Hals, die All Star Chucks und natürlich Schals und Tücher in unzähligen Varianten.
Da die Garderobe aller H&M dieser Welt grundsätzlich seinen Ursprung in Schweden hat, ist dieser Style längst auch in Deutschland angekommen. Umso beeindruckender fand ich es, wie der Londoner die schwedische Basis extravagant und außergewöhnlich erweitert. Farblich gewagt, stofflich verspielt und assesoirisch spannend inszeniert er sich und setzt sich damit von der breiten Festlandmasse ab.
Es ist eine Mischung aus punkiger, abgenutzer Klamotte, wie ein Pete Doherty sie tragen würde, gepaart mit etwas anrüchigen, aber edlen Stoffen einer fragwürdigen Model-Modewelt, ein Schuss 80er Jahre Neon-Leopardenmuster-Lycra, und eine gehörige Portion Mut, Sachen zu kombinieren, vor die uns Muttern immer gewarnt hat („Grün und blau, schmückt die…“).
Und so trauen sich Londoner modetechnisch mehr, als die Style-Urväter in Stockholm, die abends im Club dann doch wieder den schicken Normalo-Look (Mädel in schwarzem Kleid mit High Heels und Bub in schwarzem Hemd) rausholen. Und es scheint auch den Londonern mit tendentieller Anti-Modelfigur wichtig zu sein, angesagt auszusehen. Und anstatt sich deshalb, wie hier in Deutschland die pummelfeenartigen Mädchen, in die gleichen engen Strumpfhosen zu zwängen, wie ihre grazilen Vorbilder, trägt der beleibte Londoner fesche und hippe Kleidung, die Fashion Week mäßig daherzukommen scheint.
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